Auf dem Gelände eines mittelalterlichen Rittergutes am Nordufer des Groß Glienicker Sees (auf dem von 1572-1788 ein Zweig der Fam. Ribbeck residiert hatte) entstand im 19. Jahrhundert ein Park nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlief die Grenze zu West-Berlin mitten durch den Park. Durch den Mauerbau und die Errichtung des Grenzstreifens wurde der östliche Teil des Parks zerstört, der westliche Teil verwilderte.
Nach dem Mauerfall begann eine Bürgerinitiative, die sich den Namen „Groß Glienicker Kreis“ gab, mit ersten Arbeiten zur Wiedergewinnung des westlichen, auf Groß Glienicker Gebiet gelegenen Teils des Parks.
Mit Aufräumaktionen im Park und einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit hat der Groß Glienicker Kreis e. V. die Voraussetzungen für die Wiederherstellung des Parks auf Groß Glienicker Gebiet durch die Stadt Potsdam geschaffen, die in den Jahren 2006-2008 mit mehreren Maßnahmen eingeleitet wurde (Erstellung eines Parkpflegewerks, Wiederherstellung alter Wege, Sicherung eines Staffagebaus).
Seit 2007 bemüht sich der Groß Glienicker Kreis, den Gutspark mit Kulturveranstaltungen zu beleben. Im Sommer 2007 veranstaltete der GGK erstmals „Stimmen im Park“ mit Chorgesängen, künstlerischen Einlagen und Informationen über die Gutsparkgestaltung. Im Sommer 2008 folgte die zweite Veranstaltung
„Stimmen im Park“ mit der Aufführung einer Inszenierung „Stimme für Selma – zwölf Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger“.
Aktiver Naturschutz im Groß Glienicker Gutspark
Beim Naturschutz geht es nicht immer darum, den Erhalt aller in einem Gebiet vorkommenden Pflanzenarten zu schützen. Nicht selten muss man auch eingreifen, um den ursprünglichen Charakter einer Pflanzengesellschaft zu erhalten. Ein eindrucksvolles Beispiel für solche notwendigen Eingriffe findet man in der Geschichte des Naturschutzgebietes "Lüneburger Heide". Als dieses vor rund 100 Jahren etabliert wurde, war es zunächst verboten, das Gelände weiter zu beweiden. Bald jedoch stellte sich heraus, dass sich die Heide dadurch in einen Birkenwald umwandelte. Die einfachste Möglichkeit, die offene Vegetation zu erhalten bzw. wieder herzustellen war, die regelmäßige Beweidung wieder aufzunehmen, weil es sich hier ja um eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft handelte.
In unserem Gebiet ist die Unterschutzstellung der vom Menschen oft sehr negativ beeinflussten Vegetationsformen problematisch. So findet man im Naturschutzgebiet "Seeburger Fenn - Sümpelfichten" - zu dem auch unser Gutspark gehört - an mehreren Stellen eine Anhäufung fremdländischer Gewächse, sogenannter Neophyten, die sich sehr aggressiv auf freiem oder längere Zeit vegetationsfrei gehaltenem Gelände (wie z. B. dem Grenzstreifen) ausbreiten und die standorttypische einheimische Flora verdrängen. Derartige fremdländische Pflanzenbestände bieten auch vergleichsweise nur wenigen Tierarten Nahrung und Lebensraum.
Am Rande des Teiches im Gutspark hat sich ein solcher Neophyt eingefunden und in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Es handelt sich um das aus dem Himalaya stammende Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), das wegen seiner schönen Blüten auch als "Bauernorchidee" bezeichnet wird und öfters in Gärten zu finden ist. Die 1,5 bis 2 m großen Pflanzen erzeugen sehr viele Samen, die von den Explosionsfrüchten bis zu 7 m weit verstreut werden. Die rasante Ausbreitung der Art kann man nur verhindern, wenn man die einjährigen Pflanzen ausreißt ehe sie zur Blüte kommen. (Im eigenen Garten sollte man darauf achten, dass eine Ausweitung des Bestandes in die Umgebung nicht möglich ist.)
Da eine Reduzierung des Bestandes des Indischen Springkrauts im Parkpflegewerk der Potsdamer Stadtverwaltung dringend empfohlen wird, habe ich als Gebietsbetreuer des oben genannten Naturschutzgebietes im Sommer 2010 mit Unterstützung des Groß Glienicker Kreises eine erste Aktion zur Beseitigung des Neophyten-Bestandes durchgeführt.
Bei einem Kontrollgang im Sommer 2011 musste ich leider feststellen, dass der Bestand fast so groß ist wie im letzten Sommer und dass sogar zwei weitere Populationen im Park aufgetreten sind. Es muss also in diesem Jahr ein weiterer Versuch zur Eindämmung des Neophyten unternommen werden.
Paul Hiepko